Schü­ler­in­nen aus Her­sel neh­men am Works­hop "Ret­tet die Wah­len" teil

Artikel aus dem Bonner General-Anzeiger vom 9. September 2017

Wenn An­ge­la Mer­kel plötz­lich ei­ne Lin­ke ist

Born­heim-Her­sel.  An­ge­la Mer­kel als co­ole Cock­tail-Mi­xe­rin in ei­ner Di­sco? Das konn­ten sich die Schü­ler­in­nen der Klas­se 9 b der erz­bi­schöf­li­chen Ur­su­li­nen­schu­le Her­sel nun beim be­sten Wil­len nicht vor­stel­len. Und auch Mar­tin Schulz als Links­ver­tei­di­ger auf dem Fuß­ball­platz woll­te nicht so recht in das Bild pas­sen, das sich die Mäd­chen vom SPD-Kanz­ler­kan­di­da­ten ge­macht hat­ten. „Es geht uns da­rum, zu zei­gen, dass auch Po­li­ti­ker ganz nor­ma­le Men­schen sind, die mal jung wa­ren, zur Schu­le ge­gan­gen sind und nor­ma­le Be­ru­fe er­lernt ha­ben“, er­klärt Tea­mer Jan-Hen­drik Fle­cke.

Ge­mein­sam mit sei­nem Kol­le­gen Ben­ja­min Wolf-En­gels lei­te­te er den Works­hop „Ret­tet die Wah­len“, den die Fried­rich-Ebert-Stif­tung seit 2009 im Vor­feld von Land­tags- und Bun­des­tags­wah­len für Schul­klas­sen und Ju­gend­grup­pen an­bie­tet. „Die Schü­ler­in­nen ha­ben sich im Un­ter­richt sehr in­te­res­siert ge­zeigt und mir Lö­cher in den Bauch ge­fragt“, be­rich­tet Klas­sen­leh­re­rin Il­ka Busch, die Po­li­tik so­wie Wirt­schafts- und So­zi­al­wis­sen­schaf­ten un­ter­rich­tet. „Im Sin­ne der De­mo­kra­tie­er­zie­hung  lag es da­her na­he, sich auch mal Ex­per­ten ins Haus zu ho­len.“

Auf un­ter­halt­sa­me Art brach­ten die Tea­mer den Teil­neh­me­rin­nen die Par­tei­en, ih­re Kern­the­men so­wie die Kan­di­da­ten nä­her. Nach­dem ge­klärt war, was „links“ und „rechts“ im po­li­ti­schen Spek­trum über­haupt be­deu­tet, ka­men bei der Ein­ord­nung der Par­tei­en durch­aus span­nen­de Ant­wor­ten auf den Tisch. So wur­de die CDU bei­spiels­wei­se von ei­ner Schü­le­rin als „de­fi­ni­tiv links“ ein­geord­net, weil sich Kanz­le­rin Mer­kel so für die Flücht­lin­ge ein­ge­setzt ha­be.

Leb­haft wur­de die Po­si­ti­on der FDP dis­ku­tiert, die von ei­ni­gen links, von an­de­ren rechts von der CDU an­ge­sie­delt wur­de. Auch als es da­ran ging, Zi­ta­te den ent­spre­chen­den Par­tei­en zu­zu­ord­nen wa­ren die Mäd­chen nicht im­mer ei­ner Mei­nung, lie­ßen sich mit Hil­fe der Tea­mer aber auf den rich­ti­gen Weg füh­ren. Ob­wohl die Neunt­kläss­le­rin­nen bei der Bun­des­tags­wahl am 24. Sep­tem­ber noch kein Kreuz­chen auf dem Wahl­zet­tel ma­chen dür­fen, konn­ten sie bei ei­ner ab­schlie­ßen­den Test-Ab­stim­mung er­fah­ren, wie es sich an­fühlt zu wäh­len. Ver­fol­gen möch­ten die Schü­ler­in­nen das Er­eig­nis auf je­den Fall. So­bald sie es dür­fen, wür­den Cla­ra Men­che (13) und Lui­sa Vic­tor (15) ihr Wahl­recht auf je­den Fall in An­spruch neh­men.

 

„Durch das Se­mi­nar ist mir klar­ge­wor­den, dass es wich­tig ist, sich die Par­tei­en ge­nau an­zu­se­hen und nach sei­ner ei­ge­nen Über­zeu­gung zu wäh­len“, er­klärt Lui­sa. Bei­de fin­den es in Ord­nung, dass sie erst nach ih­rem 18. Ge­burts­tag wäh­len dür­fen. „Ich glau­be, mit 18 hat man schon ei­nen an­de­ren Blick auf die Din­ge als mit 16“, mei­nen sie. Cla­ra und Lui­sa wol­len die Zu­kunft mit­be­stim­men und mit ih­rem Kreuz­chen da­zu bei­tra­gen, dass es in Deutsch­land wei­ter  de­mo­kra­ti­sche Wah­len ge­ben wird.

Son­ja We­ber

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