Herbst 2016 in Köln: Es ist kalt, verregnet und die geradezu depressiv wirkende Wolkenfront zieht jeden Schultag ins Unendliche. Der Bio- LK weiß jedoch von nichts. Bei 27° C und strahlendem Sonnenschein ist der LK in seinem natürlichen Lebensraum angekommen: im Ökosystem Meer.
Ein Jahr zuvor schallen Rufe der Begeisterung durch A 126, als von Frau Oppenhäuser der Vorschlag kommt, die Studienfahrt an der Côte d´Azur stattfinden zu lassen.
So starteten wir nach viel Planung seitens der begleitenden Lehrer Frau Oppenhäuser und Herrn Goldberg ein paar Tage vor den Herbstferien abends mit einem verspäteten Bus. Nach knapp 18 Stunden erreichten wir mittags das traumhaft sonnige Mandelieu La Napoule, wo uns zur Freude und Überraschung aller ein Bad im Mittelmeer unter Aufsicht gewährt wurde. Aber auch so lebten wir uns direkt in den Alltag der Franzosen ein: Vom Ausspannen am Strand über das Flanieren zum supermarché bis hin zum Einzug in unsere Bungalows.
Am nächsten Tag wurden wir wieder von der Sonne geweckt und nach einem typisch spartanisch französischen Frühstück startete unser Ausflug ins mondäne Monaco. Dort wurden wir dann unserer Pflicht als Bio- LK bewusst und besichtigten zunächst den Jardin Exotique mit seinen berühmten Kakteen. Danach begann unsere Wanderung durch Monaco, denn nur wer die Stadt kennt, weiß, wie steil sie am Berg gebaut ist. Berg hoch, Berg runter, in die Altstadt zum Fürstenpalast, dann eine kurze Andacht in der Kathedrale, hinunter an den Hafen zum Casino etc. Am Ende stiegen wir dann alle erschlagen von dem vielen überflüssigen Reichtum, den abertausenden Stufen und dem allgegenwärtigen Prunk in Luxusläden wieder in unseren Bus.
Ziel des nächsten Tages war das kleine verträumte und zutiefst romantische Dörfchen St. Paul de Vence und danach das dazu im Kontrast stehende weltbekannte Nizza. Zunächst stand ein Besuch der Fondation Maeght, einem Kunstmuseum, auf dem Programm. Auch wenn das ein oder andere Kunstobjekt eher an den Inhalt einer Industriehalle erinnerte oder zum Klettern einlud, so war dieser Besuch lehrreich und inspirierend. Wiederum ging es bergauf und bergab, um in das Dörfchen St. Paul de Vence zu gelangen, wo wir bei einer Stadtführung noch das Grab von Marc Chagall besuchten.
In Nizza kann es zu einem sehr ernsten und auch traurigen Moment, als wir an dem Denkmal des Anschlages von Nizza standen – viele Kuscheltiere, mitfühlende Nachrichten und langsam vertrocknende Blumen waren Ausdruck von tiefer Betroffenheit. Auch in Nizza führte uns ein Teil des LK an die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, so dass wir uns einen guten Eindruck der Stadt machen konnten.
Der nächste Tag begann mit einem biologischen Thema: Wein und seine Verkostung. Bei den Maitres de Vignerons bekamen wir einen Einblick in die Weinverarbeitung, bevor es dann nach St. Tropez ging – einem Ort, den wir uns alle deutlich größer und spektakulärer vorgestellt hatten. Nach einem erneuten Aufenthalt an St. Tropez berühmten Stränden (wir waren natürlich, wie abgesprochen, nur so weit im Wasser, wie man leicht stehen konnte) ging es wieder in unsere Bungalows, wo fast jeden Abend etwas Warmes auf dem Tisch stand.
Am fünften Tag fuhren wir in die Parfumstadt Grasse, wo „die Nase“ gesucht wurde und die Herren des Kurses durch ein paar Spritzer des Parfums „Oh Lala“ attraktiver gemacht werden sollten. Über den Erfolg wird hier geschwiegen.
Anschließend fuhren wir nach Cannes, wo unsere Stadtführung an dem Palast des Filmfestivals begann und uns bei hochsommerlichen Temperaturen auch auf den Hausberg brachte. Nach einem Bad in eiskalten Pool wurde uns klar, dass der letzte Tag in Frankreich unweigerlich kommen würde und jeder die Zeit in Mandelieu irgendwie vermissen würde.
Am letzten Tag blieben wir vor Ort und besichtigten die Burg und die Ateliers eines amerikanischen Künstlerehepaars, welche unter dem Motto „ once upon a time“ sehr märchenhaft wirkten. Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen in der Pizzeria und dem gemeinsamen Abschied vom Strand, startete wohl die aufregendste Rückfahrt in der Geschichte der Studienfahrten. Um ein Uhr morgens auf einem Parkplatz in Frankreich: Frau Oppenhäuser schreit laut auf, da der vor uns parkende Laster rückwärts auf uns zugerollt kam und glücklicherweise „nur“ den linken Seitenspiegel abfuhr. Professionell wie immer fuhr uns unser Busfahrer Karl aber weiter nach Köln zurück, wo wir sicher an der Schule ankamen. Wir sind uns sicher: diese Studienfahrt werden wir aus ganz vielen Gründen nicht vergessen.
Luzie Heißing, Q2