Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz

Schülerinnen der Q2 auf Studienfahrt in Krakau und Auschwitz

Was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern. Das Einzige, was wir tun können, ist aus der Vergangenheit zu lernen und zu erkennen, was Diskriminierung und Verfolgung unschuldiger Menschen bedeutet.

Otto Frank, 1970

 

Mit diesem Zitat möchte ich gerne meinen Bericht über die Auschwitz-Gedenkfahrt beginnen.

Am Donnerstag, den 24.01.2019 begann für 25 Mädchen der Q2 und Frau Lehn und Frau Wolf eine sehr spannende Reise, die von vielen Eindrücken geprägt ist. Dank der Konrad-Adenauer-Stiftung, der wir an dieser Stelle danken möchten, war es für uns möglich, eine sechstätige Studienfahrt nach Auschwitz/Krakau zu machen. Erwartet haben uns unter anderem das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, ein Zeitzeugengespräch mit einem Holocaust-Überlebenden und die Fabrik von Oskar Schindler.

 

Los ging es am Dortmunder Flughafen, wo wir in ein pinkes Flugzeug stiegen und nach ca. eineinhalb Stunden in Kattowitz landeten. Die dortige Kälte machte uns allen nicht zu schaffen, da wir von beiden Lehrerinnen vorgewarnt worden waren, uns ja (sehr) warme Kleidung mitzunehmen. Nach einer längeren Busfahrt kamen wir in unserem Hotel an, wo wir die nächsten fünf Tage untergebracht waren.

Am nächsten Morgen war um 7 Uhr Abfahrt zum Stammlager Auschwitz.

Nach einer Fahrt von eineinhalb Stunden bogen wir auf den Parkplatz des Stammlagers Auschwitz, wo wir von unserem Guide Renata in Empfang genommen wurden. Als erstes zeigte sie uns die bekannte Torinschrift “Arbeit macht frei”. Unsere Museumsführerin zeigte uns mehrere Steinbaracken, welche in kleinere Museen umfunktioniert wurden und unterschiedliche Themengebiete behandeln. Besonders schockierend fanden wir die Ansammlung privater Wertgegenstände der nach Auschwitz Deportierten. Neben den zahlreichen Wertgegenständen, welche in riesigen Vitrinen zur Schau gestellt wurden, wurden auch tausende persönliche Schicksale dokumentiert. Die Masse der Opfer wurde uns verdeutlicht, indem wir Tonnen an Haaren, Brillen, Prothesen und Koffern gesehen haben. Alle diese Gegenstände wurden den Menschen, überwiegend Juden, aber auch Sinti und Roma, abgenommen und „zum Wohle des Deutschen Reichs“ wiederverwertet. Vor allem die abgeschoren Haare der Gefangenen symbolisierten den grausamen Umgang der Nationalsozialisten mit Andersdenkenden. Besonders mitgenommen haben uns die Kinder-Bilder, die ausgestellt werden. Insgesamt waren es zu viele Eindrücke, um sie direkt auf sich wirken lassen zu können.

Dann ging es weiter in die verschiedenen Gefängnisse und in die Gaskammer. Von dort direkt ins Krematorium.

Dies alles war tief ergreifend und unfassbar, dass so etwas Menschen angetan wurde.

 

Am Nachmittag hatten wir einen Stadtrundgang durch Krakau. Unser erster Halt war die älteste Universität in Polen; es folgte ein Besuch in der Wawel-Kathedrale und in der Marienbasilika. Zu unserem Erstaunen ist in Krakau noch alles weihnachtlich dekoriert, was an der katholischen Tradition Mariae Lichtmess liegt. Zum Ende des ersten Tages zeigte unsere Stadtführerin uns eine Tradition, die in Form einer besonderen Trompeten-Show in einem Türmchen der Marienbasilika mehrmals am Tag zur gleichen Zeit stattfindet. Zum Abschluss des Tages waren wir in einem typisch polnischen Restaurant essen.

An unserem dritten Tag stand der Besuch in dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau an. Dort hatten wir erneut eine Führung. Das Tor, durch den die Züge ins Lager fuhren, war der einzige Zugang. Alle paar Meter standen hohe Wachtürme um das Lager herum und das Lager war auch noch eingeteilt in Frauen-und Kinderlager sowie Männerlager.

Am Nachmittag haben wir uns in einem Workshop näher mit der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma auseinander gesetzt. Verschiedene Aspekte haben wir in Gruppenarbeit erarbeitet und nachher im Plenum vorgestellt.

Die längere Busfahrt zurück gab uns die Möglichkeit, die gesammelten Ereignisse und Eindrücke zu verarbeiten und zu reflektieren.

 

Am Holocaust-Gedenktag, dem 27.01.2019, hatten wir zunächst eine Führung durch das ehemalige Krakauer Getto, gefolgt von einem Besuch einer Synagoge. Danach ging es für uns erneut nach Auschwitz-Birkenau, um an den Feierlichkeiten anlässlich des 74. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers teilzunehmen. Am späten Nachmittag hatten wir noch eine Führung in einem Museum in Oswiecim (Auschwitz) über das jüdische und polnische Leben in der Stadt, beginnend im Mittelalter. Anschließend durften wir die Stadt noch auf eigene Faust erkunden.

An unserem letzten Tag der Reise mussten wir mit Bedauern feststellen, dass es in Strömen regnete und es zudem noch Blitz-Eis gab. Aber für die Mädchen der Ursulinenschule Hersel kam Bahnfahren nicht in Frage. Wir liefen 40 Minuten bis zur Emaillefabrik von Oskar Schindler. Dort erwartete uns eine Führung im Museum, wo wir unter anderem das Büro von Oskar Schindler besichtigten. Nach der Führung gab es ein Gespräch mit Karol Tendere, einem Überlebenden des Holocaust. Der Zeitzeuge begrüßte uns alle freundlich auf Deutsch, sprach jedoch dann in seiner Muttersprache (Polnisch) weiter. Sein Vortrag konnten wir aufgrund seiner Dolmetscherin trotzdem gut folgen.

Durch dieses persönliche Gespräch wurde uns das Grauen noch einmal bewusst gemacht. Er erzählte uns seine Geschichte und von einem Ereignis, das er sehr prägend fand. Schon am Bahngleis, so erzählte er uns, wurde über Leben und Tod entschieden. Es ist einfach nur schlimm zu wissen, dass Menschen so mit Menschen umgegangen sind.

Anschließend hatten wir Freizeit und sind in Richtung Stadtzentrum / jüdisches Viertel Krakaus gegangen. Abends hat unsere Gruppe sich in einem typischen israelischen Restaurant getroffen und lecker gegessen. Mit der Bahn ging es zurück ins Hotel. Dort angekommen, hatten wir noch eine Reflexionsrunde und sind danach alle schnell in die Zimmer, um unsere Koffer zu packen.

 

Alle Schülerinnen kamen gesund, aber nachdenklicher und mit erweitertem Horizont in Köln an. Die Reise nach Auschwitz bleibt bei uns allen in guter, aber auch ernster Erinnerung.

 

Wie Otto Frank schrieb, wir können nicht mehr ändern, was passiert ist, aber wir können sehr wohl etwas tun. Wir müssen dafür kämpfen, dass ein Genozid, wie der Holocaust, niemals wieder stattfindet, und zwar nirgends auf dieser Welt!

Ann-Careen Probst, Q2

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