ERZBISTUM KÖLN

Die Stommelner Synagoge

Die Stommelner Synagoge ist die einzige noch erhaltene alte Synagoge im Regierungsbezirk Köln.
Bevor es die Synagoge gab, nutzten die Juden in Stommeln Privaträume, um ihre Gemeindegottes-dienste zu feiern, sofern die dafür erforderliche Zahl von mindestens zehn religionsmündigen Männern vorhanden war.
Wann genau die Synagoge in Stommeln errichtet wurde ist unklar. Man berichtet von einer Synagoge, die im Jahre 1831 in einem ehemaligen Stall eingerichtet worden sei und in diesem Jahr bereits „alt“, jedoch nicht komplett fertiggestellt gewesen sei. Hierbei wird nicht ganz deutlich, ob „alt“ bedeuten soll, dass die Synagoge schon sehr alt ist oder ob es einfach darstellen soll, dass sie einige Jahre zuvor erbaut worden war.
Was wir jedoch wissen, ist, dass die Juden in Stommeln bereits im 19. Jahrhundert eine wenig freundliche Behandlung erhielten. Da die Synagoge 1831 in der Tat nicht ganz fertiggestellt war, wendete sich die jüdische Gemeinde Stommelns mit der Bitte um die Genehmigung einer Kollekte unter den jüdischen Glaubensgenossen in den Rheinprovinzen an den preußischen König Friedrich Wilhelm III.
Die königliche Regierung lehnte die Bitte ab, da „es in der hiesigen Provinz zu viele unvermögende kleine israelitische Gemeinden giebt, und eine solche Bewilligung eine Menge ähnlicher Anträge hervorrufen würde. [Die Regierung ist] aber auch der Meynung, daß eine Vermehrung der Synagogen auf dem platten Lande wegen der dadurch herbeigeführten Erleichterung der Niederlassung der Juden […] gar nicht wünschenswerth sey.“       
Ab 1831 diente die Synagoge der jüdischen Gemeinde fast 100 Jahre lang als Gebetshaus, bis 1930 die Anzahl der erforderlichen Männer für ein Minjan (die Anzahl von zehn oder mehr im religiösen Sinne mündigen Juden) nicht mehr erreicht wurde. Es konnte kein vollständiger jüdischer Gottesdienst mehr gefeiert werden. Die Synagoge wurde geschlossen.
Um 1935 warfen Anhänger der Hitler-Jugend die Buntglasfenster der Synagoge ein und sie war der Witterung ausgesetzt. Kurze Zeit später erwarb eine Stommelner Familie die Synagoge und benutzte sie als Abstellraum. Durch die Demolierung und die ungewohnte Benutzung entging die Synagoge der Zerstörung durch die Nationalsozialisten, da sie nicht weiter als jüdisches Gebäude auffiel.
Als 1978 die Synagoge auf Grund der 40. Wiederkehr des November-Progroms von 1938 von Schülern der Pulheimer Realschule besucht wurde und hierrüber in der Presse berichtet wurde, wurde die Stommlener Feuerwehr auf das verfallende Gebäude aufmerksam.
Durch einen Pachtvertrag übernahm die Feuerwehr die Synagoge, um diese durch Aufräumungs- und Sicherungsmaßnahmen zu retten.
1990 ruft der Kulturdezernent Dr. Gerhard Dornseifer das Kunstprojekt Synagoge Stommeln ins Leben, um eine dauerhafte Auseinandersetzung mit dem Thema Judenverfolgung anzuregen. So fängt die Kulturabteilung der Stadt 1991 an, jährlich einen Künstler oder eine Künstlerin mit der Realisierung einer Arbeit zu beauftragen, die sich mit der Architektur der Synagoge und ihrem geschichtlichen Spannungsfeld auseinandersetzt.
Autorin: Jana Schürbüscher
Quellen:
• 200 Jahre Geschichte Stommelns-Band 1: 1794-1914, von Josef Wißkirchen, erschienen 1997 in Pulheim
• Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Schriftleitung von Dr. Heinrich Biermann, erschienen 1978
• http://www.synagoge-stommeln.de/index.php?n1=6&Direction=101

 
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