ERZBISTUM KÖLN

Schicksale jüdischer Familien in Stommeln

Etwa 40 Juden lebten bis zum Ersten Weltkrieg in Stommeln. 1933 wohnten noch zehn Juden in Stommeln. Im Jahre 1942 wurden im Kölner Umland, also auch in Stommeln, die letzten Juden abtransportiert. Man wollte das Rheinland offensichtlich „judenrein“ machen.
Hier eine kleine Zusammenfassung der Geschichte verschiedener jüdischer Familien und ihrer Schicksale:
Familie Stock
Lazarus Stock wohne mit seiner Frau und seinen sieben Kindern in Stommeln. Er war Viehhändler und hatte 1870/1871 am Feldzug gegen Frankreich teilgenommen. Für seine Teilnahme wurde ihm ein Orden verliehen. Sein Name befindet sich auch auf dem Ehrenmal am Stommelner Friedhof.
Sein ältester Sohn Jakob war der einzige, der in Stommeln blieb und das Familienunternehmen weiterführte, nachdem sein Vater im Jahre 1900 starb. Jakob hatte mit seiner Frau drei Kinder und wurde im Dorf aufgrund seiner Körpergröße „Stocks Lang“ genannt. Jakob Stock ermöglichte seinen beiden ersten Kindern trotz des Lebens in bescheidenen Verhältnissen eine höhere Schulbildung an Kölner Schulen. Die jüngste Tochter schaffte es, 1939 nach England auszuwandern, der Rest der Familie wurde 1942 deportiert.
Familie Alex Heymann
Alex Heymann (1854 – 1927), hebräischer Name „Abraham“, lebte einige Zeit als Witwer.
Er war Immobilienmakler und aufgrund dessen war er oft in Stommeln und Umkreis unterwegs. Wenn es kalt war, trug er immer dieselbe grüne Lodenjacke, bei der aus einem Schlitz auf der linken Seite die Spitze eines Gehstocks nach oben ragte. Diese Besonderheit und sein grauer, spitzer Bart machten ihn einmalig. Nach seinem Tod nach langjähriger Krankheit wurde das Haus von den Kindern verkauft.
Er hatte fünf Kinder, zwei von ihnen starben frühzeitig an Krankheiten. Der Grabstein eines der Kinder ist auf dem Stommelner Friedhof. Die anderen drei Kinder wohnten schon lange nicht mehr im elterlichen Haus, sie verließen es in den zwanziger Jahren. Sie wohnten an verschiedenen Orten, eine Tochter in Berlin, einer der Söhne in den USA und zuletzt der andere in Wuppertal-Barmen. Die beiden Söhne waren Kaufmänner. Die in Berlin wohnende Tochter kam während des Holocausts im KZ um.
  
Johanna Moses
Johanna Moses wurde am 04. August 1864 in Stommeln geboren.  Johanna Moses, die keinen Mann hatte wurde auch „Jüdde Hannchen“ genannt. Ihr Bruder Carl Moses hatte ein altes kleines Schlachthaus, das sich hinter ihrem Häuschen (Kattenberg 23, heute 27) befand. Die Mutter von Carl und Johanna Moses, Amalie Moses geb. Hoffman (1828-1912), verbrachte ihre letzten Lebensjahre bei ihrer Tochter. Johanna Moses betrieb einen kleinen Laden, in dem man alltägliche Dinge kaufen konnte, wie zum Beispiel Rübenkraut, Mehl, Salz und Zucker sowie Putzmittel. Sie war eine geschätzte Person, vor allem bei ihren Nachbarn und den Kindern.  Sie hatte ein großes Herz für Kinder, für sie hielt sie in einem besonderen Glas Himbeer- und Anisklümpchen bereit.
Auch Johanna Moses hatte ein schreckliches Schicksal. Sie wurde 1941 deportiert und später umgebracht.
 
Autor: Lena Waurick
Quelle: 200 Jahre Geschichte Stommelns Band 2 von Josef Wißkirchen


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