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I. Grundlegung
„Seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen“ 1

Die Erzbischöflichen Ursulinenschulen Köln verstehen sich als katholische Schulen mit ursulinisch geprägter Spiritualität, die sich dem Menschenbild der Gründerin des Ordens, Angela Merici, auch heute verpflichtet fühlen. Dabei spiegelt der Ausspruch der Hl. Angela die anthropologische Grundbefindlichkeit eines jeden Christenmenschen wieder, also auch aller am Schulleben Beteiligten: Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Lehrerinnen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und nicht zuletzt der Eltern. Dieses „Regelzitat“ kann ein Lebensprogramm für jeden Menschen sein, aber ganz besonders für Menschen, die für andere Verantwortung tragen. „Wachsam sein“ meint eine Wachsamkeit sich selbst gegenüber, aber auch mit Blick auf die Befindlichkeit und Bedürfnisse der anderen. Wachsamkeit drückt sich aus in der Verantwortung, die jeder für sich selbst und mit Blick auf andere wahrnimmt. Zudem meint sie ein kritisches Hineinhören in die Zeitströmungen von Kirche und Gesellschaft: Mit wachen Sinnen und hellem Verstand die Vorgänge in der Welt wahrnehmen. Es geht um die Entwicklung einer Kultur der Achtsamkeit. Diese gilt es mit „weitem Herzen“, einem Herzen, das nicht ängstlich besorgt ist, das vertrauen kann, zu entwickeln, und „mit sehnsüchtigem Herzen“, einem Herzen, das sich ausstreckt nach etwas, das als winziger Punkt am Horizont liegt, das über das Hier und Heute hinausgeht. Für Christen gründet sich solcherart Sehnsucht im Glauben daran, dass Gott uns „Leben in Fülle“ schenken will, hier und heute und in seiner Ewigkeit.

Uns ist es wichtig, auf der Grundlage dieses Menschenbildes unseren Erziehungs- und Bildungsauftrag an unseren Schulen wahrzunehmen und alle am Schulleben Beteiligten dafür zu sensibilisieren.

In Anlehnung an Angelas Menschenbild der Wertschätzung2 und Ermutigung3 versuchen wir, die Schülerinnen und Schüler zu Toleranz und Offenheit zu erziehen. Das religiöse Profil unserer Schulen zeigt sich in allen Unterrichtsfächern und ist somit nicht auf den verpflichtenden Religionsunterricht oder die religiösen und spirituellen Angebote beschränkt. Vielmehr ist dieses Menschenbild die Basis der Gestaltung des gemeinsamen Lebensraumes Schule. Neben der Vermittlung von Wissen sollen die Schülerinnen und Schüler Impulse für ihr Leben aus dem Glauben erhalten. Hier gilt in besonderer Weise, was Angela ihren Schwestern gesagt hat: „Denn Gott hat einem jeden die freie Entscheidung gegeben, und er will niemanden zwingen, sondern nur die Richtung weisen, einladen und raten.“4 So verstehen wir jegliches schulpastorale Handeln als einladende Begegnungspastoral, die sich einerseits in den drei Grundvollzügen kirchlichen Handelns: Verkündigung, Liturgie und Diakonie und andererseits in drei wesentlichen menschlichen Beziehungsebenen konkretisiert. Diese drei Ebenen sind

a) die religiöse Beziehung des Menschen zu Gott
b) die Beziehung des Menschen zu sich selbst und
c) die Beziehung der Menschen untereinander in der Schulgemeinschaft.

Im Folgenden soll unter verschiedenen Blickwinkeln Angelas Grundgedanke in konkreten Überlegungen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, entfaltet werden:


„Seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen“, bedeutet für einen Lehrenden,

  • dass er die „Zeichen der Zeit“ kritisch wahrnimmt.
  • dass er sich ausstreckt und orientiert nach Gott, der für uns die größere und umfassendere Wirklichkeit ist.
  • dass er sich immer neu den Fragen und der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler öffnet. 
  • dass die Ausrichtung des Handelns auf ethisch-religiöse Werte nicht nur im Religionsunterricht, sondern im Unterricht eines jeden Faches eine wesentliche Aufgabe ist.
  • dass die lebendige Sehnsucht / Glaube eines „Nicht-Religionslehrers“ besondere Überzeugungskraft haben kann. Von dieser Tatsache abgeleitet steht am Beginn eines jeden Schultages das Schulgebet, das der entsprechende Fachlehrer mit der Klasse gestaltet.
  • dass die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer mit ihren Klassen gemeinsam an der zweiwöchentlichen Schulmesse teilnehmen und diese in regelmäßigen Abständen mitgestalten. Damit soll die vom II. Vatikanischen Konzil geforderte „aktive Teilnahme aller Gläubigen an der Liturgie“5 besonders gestärkt werden.

„Seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen“, bedeutet für eine Schülerin / einen Schüler,

  • dass sie / er sich ihrer / seiner Grundsehnsüchte immer wieder bewusst wird und sie so, wie es ihr / ihm möglich ist, zu leben versucht – und dass sie / er bereit ist, darüber mit anderen ins Gespräch zu kommen und Zeugnis davon abzulegen.
  • dass Toleranz und Respekt vor der Überzeugung anderer eine zu verinnerlichende Grundhaltung wird.
  • dass Verantwortung füreinander und Solidarität mit Schwächeren einen hohen Stellenwert an unseren Schulen haben. Neben der Prägung des konkreten Umgangs miteinander zeigt sich diese Überzeugung auch im Engagement zum Beispiel in der Streitschlichtung, im Schulsanitätsdienst, im Patenamt, in der Schülervertretung und der Mitarbeit in zahlreichen sozialen Projekten der Schulen.

„Seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen“, bedeutet für Eltern,

  • dass sie auch ihre eigene Sehnsucht nach Gott wach halten.
  • dass sie sich für die Wünsche und Sehnsüchte und den persönlichen und schulischen Werdegang ihrer Kinder interessieren und diese(n) aktiv unterstützen. Darüber hinaus fühlen sie sich für das gesamte Schulleben mitverantwortlich. Dies zeigt sich daran, dass sich Eltern in unterschiedlichsten Gremien der Mitverantwortung an den Schulen engagieren.

„Seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen“, bedeutet für die Schulleitungen,

  • dass sie immer wieder die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen und Impulse in enger Kooperation mit dem Schulseelsorger setzen, ohne die ein religiöses Leben an unseren Schulen nicht funktionieren kann.
  • dass sie gerade die jungen Kolleginnen und Kollegen auch auf ihrem Weg als LehrerIn an einer katholischen Schule begleiten und fördern.

„Seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen“, bedeutet für den Schulseelsorger,

  • dass er immer wieder die Sehnsüchte und Herzensanliegen der in den Schulen Mitwirkenden erspürt und als Gesprächspartner in den unterschiedlichen Situationen des Lebens zur Verfügung steht. Neben diesen individuellen Seelsorge-Gesprächs-Angeboten trägt er die Sorge für alle Angebote der Schulpastoral. Er setzt Impulse, koordiniert und trägt die konzeptionelle Verantwortung für die unterschiedlichen Bereiche der Schulpastoral.

„Seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen“, bedeutet für die Schulgemeinschaft,

  • dass sie sich als solidarische und kritische Weggemeinschaft versteht, die ihr Schulleben aus dem Geist Jesu prägt, weil sie darum weiß, dass Jesus Christus die Erfüllung aller menschlichen Sehnsüchte darstellt.


II. Konkretisierungen
Diese Überlegungen konkretisieren sich in unseren derzeitigen Angeboten, die im Folgenden kurz skizziert werden.


1. Liturgische und spirituelle Angebote

  • Morgendliches Schulgebet zu Beginn der 1. Unterrichtsstunde in alle Klassen und Kursen
  • Regelmäßige Messfeiern in der Schulkirche für alle Klassen/Kurse
  • Ökumenische Gottesdienste zu verschiedenen Anlässen
  • Dommessen zu bestimmten Anlässen im Schuljahr (Schuljahresbeginn, Ursulafest, Ende der Advents- und österlichen Bußzeit, Schuljahresende)
  • Schulgottesdienste zu bestimmten Anlässen (Schulgemeinschaftsmesse zu Beginn des Schuljahres auf dem Schulhof, Aschermittwoch, Abschlussgottesdienste)
  • Frühschichten für Schülerinnen und Schüler zu besonderen Anlässen (Elisabethwoche, Advent)
  • Lehrerandachten (Schuleröffnung, Advent, österliche Bußzeit, vor Beginn der Sommerferien)
  • Vorabendprogramm und Nachtwache zum Ursulafest
  • Wallfahrten der 6. Klassen nach Altenberg und der 8./9. Jahrgangsstufe zur Domwallfahrt (im 3-4 jährigen Rhythmus)
  • Tage religiöser Orientierung für das Gymnasium in den Jahrgangsstufen 6, 8 und 12 sowie Auswertungstage zum Sozialpraktikum in der Jahrgangsstufe 11 und für die Realschule in den Jahrgangsstufen 5 kombiniert mit einer einwöchigen Klassenfahrt „Soziales Lernen“ und in der Jahrgangsstufe 10
  • Teilnahme an der Aktion „Friedenslicht von Bethlehem“ im Rahmen des schulpastoralen Projektes „Salam-Zukunft-Schalom“
  • Teilnahme am St. Martins-Zug der Domgemeinde der 5. und 6. Jahrgangsstufe
  • unregelmäßiges Meditationsangebot im Meditationsraum
  • „Versöhnungstag“ mit Angebot des Versöhnungssakraments im Advent und der österlichen Bußzeit
  • „Lebendiger Kreuzweg“ in der österlichen Bußzeit für die Jahrgangsstufen 9-13
  • Zweijährliches Angebot einer Pilgerfahrt nach Rom für die Jahrgangsstufen 10-13
  • „Programmänderung“ - Kurzfilmreihe in der österlichen Bußzeit für die Jahrgangsstufe 10-13
  • schulpastorales (Austausch-)Projekt „Salam-Zukunft-Schalom“ mit Reise ins Hl. Land
  • Zweijährlich Lehrerbesinnungstag
  • Besinnungstag für nichtlehrendes Personal (nach Absprache)
  • Arbeitskreis „Religiöses Leben“ (3-4x jährlich bestehend aus Eltern und Lehrern)
  • Vortragsabende mit religiösen/rel.päd. Fragestellungen in unregelmäßigen Abständen
  • Ausstellungen mit Vorträgen
  • Weihnachtsbrief der Schulleitungen und des Schulseelsorgers
  • Lehrerbesinnungsreisen ins Hl. Land (unregelmäßig)

 

2. Unterstützung in Fragen der Lebensgestaltung

  • Seelsorge (Sprechstunde nach Vereinbarung mit dem Schulseelsorger)
  • Beratungslehrerteam
  • Sexualkundeprojekt der Realschule in Jahrgangsstufe 8 …
  • Kriseninterventionsteam

 

3. Soziales Engagement und Solidarität in der Einen Welt

  • Streitschlichtung
  • Schulsanitätsdienst
  • Patinnenamt
  • Tutorenamt
  • Obdachlosenvormittag zusammen mit den Maltesern (alle zwei Monate)
  • Elisabethsammlung
  • Weihnachtspäckchensammlung
  • Ursulinenbasar zugunsten unserer sozialen Projekte (alle zwei Jahre)
  • Seniorenweihnachtsfeier
  • Sozialpraktikum der 11. Jahrgangsstufe
  • Soziale Projekte mit „Refugio de Christo“ (Chile), „ERDA“ (Philippinen), „School of joy“ (Palästina)


4. Kooperation mit kirchlichen Institutionen außerhalb der Schule

  • Kath. Ehe- und Familienberatungsstelle Köln
  • Suchtberatungsstellen Köln
  • Deutscher Verein vom Heiligen Land (Köln)
  • Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ (Aachen)
  • - CRUX (Kath. Jugendfachstelle Köln)


Köln, 21. Oktober 2011 (Gedenktag der Hl. Ursula)


Pfarrer Dirk Peters
(Schulseelsorger)


  

1 Angela Merici, Regel – Ricordi – Legati, Regel, Einleitung, S.13
2 Angela Merici, Ricordi, Einleitung, S.29
3 Angela Merici, Ricordi, Vorwort, S. 29f.

4 Angela Merici, 3. Vermächtnis, S.46
5 Vgl. Konstitution über die heilige Liturgie „Sacrosantum Concilium“

Dies sind die gemeinsamen Seiten der Ursulinenschule Köln.

 

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