Schülerinnen aus Hersel nehmen am Workshop "Rettet die Wahlen" teil
Wenn Angela Merkel plötzlich eine Linke ist
Bornheim-Hersel. Angela Merkel als coole Cocktail-Mixerin in einer Disco? Das konnten sich die Schülerinnen der Klasse 9 b der erzbischöflichen Ursulinenschule Hersel nun beim besten Willen nicht vorstellen. Und auch Martin Schulz als Linksverteidiger auf dem Fußballplatz wollte nicht so recht in das Bild passen, das sich die Mädchen vom SPD-Kanzlerkandidaten gemacht hatten. „Es geht uns darum, zu zeigen, dass auch Politiker ganz normale Menschen sind, die mal jung waren, zur Schule gegangen sind und normale Berufe erlernt haben“, erklärt Teamer Jan-Hendrik Flecke.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Benjamin Wolf-Engels leitete er den Workshop „Rettet die Wahlen“, den die Friedrich-Ebert-Stiftung seit 2009 im Vorfeld von Landtags- und Bundestagswahlen für Schulklassen und Jugendgruppen anbietet. „Die Schülerinnen haben sich im Unterricht sehr interessiert gezeigt und mir Löcher in den Bauch gefragt“, berichtet Klassenlehrerin Ilka Busch, die Politik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften unterrichtet. „Im Sinne der Demokratieerziehung lag es daher nahe, sich auch mal Experten ins Haus zu holen.“

Auf unterhaltsame Art brachten die Teamer den Teilnehmerinnen die Parteien, ihre Kernthemen sowie die Kandidaten näher. Nachdem geklärt war, was „links“ und „rechts“ im politischen Spektrum überhaupt bedeutet, kamen bei der Einordnung der Parteien durchaus spannende Antworten auf den Tisch. So wurde die CDU beispielsweise von einer Schülerin als „definitiv links“ eingeordnet, weil sich Kanzlerin Merkel so für die Flüchtlinge eingesetzt habe.
Lebhaft wurde die Position der FDP diskutiert, die von einigen links, von anderen rechts von der CDU angesiedelt wurde. Auch als es daran ging, Zitate den entsprechenden Parteien zuzuordnen waren die Mädchen nicht immer einer Meinung, ließen sich mit Hilfe der Teamer aber auf den richtigen Weg führen. Obwohl die Neuntklässlerinnen bei der Bundestagswahl am 24. September noch kein Kreuzchen auf dem Wahlzettel machen dürfen, konnten sie bei einer abschließenden Test-Abstimmung erfahren, wie es sich anfühlt zu wählen. Verfolgen möchten die Schülerinnen das Ereignis auf jeden Fall. Sobald sie es dürfen, würden Clara Menche (13) und Luisa Victor (15) ihr Wahlrecht auf jeden Fall in Anspruch nehmen.

„Durch das Seminar ist mir klargeworden, dass es wichtig ist, sich die Parteien genau anzusehen und nach seiner eigenen Überzeugung zu wählen“, erklärt Luisa. Beide finden es in Ordnung, dass sie erst nach ihrem 18. Geburtstag wählen dürfen. „Ich glaube, mit 18 hat man schon einen anderen Blick auf die Dinge als mit 16“, meinen sie. Clara und Luisa wollen die Zukunft mitbestimmen und mit ihrem Kreuzchen dazu beitragen, dass es in Deutschland weiter demokratische Wahlen geben wird.
Sonja Weber