Leben des Galilei

Theaterbesuch der Stufe EF

Am 19.01.17 besuchten zwei Deutschkurse der Jahrgangsstufe 10 eine Inszenierung von Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ im Kölner Horizont-Theater. Das Drama thematisiert die Verselbstständigung des wissenschaftlich-technischen Denkens durch den zweimaligen Fall Galileis. Aufgrund seines Widerrufes lässt Galilei zum einen die progressiven Kräfte im Stich, die mit der Revolutionierung des astronomischen Weltbildes die Revolutionierung der gesellschaftlichen Verhältnisse hätten gewährleisten können. Zum anderen macht er sich als Wissenschaftler schuldig, da er aus der Astronomie eine aus allen sozialen Zusammenhängen gelöste Spezialwissenschaft macht:

 

Wenn Wissenschaftler, eingeschüchtert durch selbstsüchtige Machthaber, sich damit begnügen, Wissen um des Wissens willen aufzuhäufen, kann die Wissenschaft zum Krüppel gemacht werden, und eure neuen Maschinen mögen nur neue Drangsale bedeuten. Ihr mögt mit der Zeit alles entdecken, was es zu entdecken gibt, und euer Fortschritt wird doch nur ein Fortschreiten von der Menschheit weg sein. Die Kluft zwischen euch und ihr kann eines Tages so groß werden, dass euer Jubelschrei über irgendeine neue Errungenschaft von einem universalen Entsetzensschrei beantwortet werden könnte.

(Galilei, Bild 14)

 

Mit dieser Erkenntnis des gealterten Galileis eröffnete Regisseur Christos Nicopoulos das Bühnenstück und erzählte das Drama in Rückblenden. Dem erstaunten Zuschauer wurde im Folgenden eine äußerst reduzierte Inszenierung präsentiert, die auf mannigfache Weise Brechts Verständnis des epischen Theaters vermittelte.

Sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die begleitenden Deutschlehrerinnen Frau Quicker und Frau Angstmann stellte die Aufführung eine bereichernde Erfahrung dar. Der kühne Eingriff des Regisseurs in die Szenenabfolge und die theaterpraktischen Mittel der Verfremdung verdeutlichten auf eindringliche Weise die Aktualität dieses Dramas.

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