Arco Iris

Immer wieder versuchen wir in Lerngruppen und als Schulgemeinde den Sprung über den großen „atlantischen Teich“ und uns einzufühlen in das, was eigentlich unvorstellbar ist: Wie leben und überleben Straßenkinder in der auf fast 4000 Meter Höhe gelegenen Stadt La Paz (= Der Friede!) in den bolivianischen Anden?

 

Die Fundación Arco Iris, die wir unterstützen, wurde 1994 von dem deutschen Pfarrer Josef Neuenhofer unter dem biblischen Friedenszeichen des Regenbogens (daher der Name Arco Iris) gegründet. Als gemeinnützige soziale Stiftung will sie Straßenkindern und Kindern von Strafgefangenen Rückhalt und – wenn gewünscht - ein Zuhause geben. Ziel ist es, die jungen Menschen auf ihrem Weg zu menschlicher Würde und zur Persönlichkeitsentfaltung zu begleiten.

In Mittagsküchen erhalten täglich 800 Kinder eine warme Mahlzeit. Etwa 300 Kinder und Jugendliche ohne familiäre Bindungen leben in den sieben über die Stadt verteilten Heimen. Über 1.000 junge Menschen nehmen teil an Kursen der Alphabetisierung, der schulischen Begleitung und der beruflichen Ausbildung, zum Beispiel in eigenen Produktionsstätten als Schreiner, Bäcker, Kosmetikerin oder Friseuse. Jährlich werden im Hospital Arco Iris mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche medizinisch behandelt und bekommen über 5.000 Hilfe durch Sucht- und Drogenberatung und in der Familienplanung.

Unsere schulischen Aktivitäten umfassen unterschiedliche Ebenen: Wir bewegen uns regelmäßig im Zweijahresrhythmus (helfende Hand, bzw. hier Fuß), um durch Sponsoring-Läufe eine finanzielle Unterstützung zu gewährleisten. Für unsere eigene gedankliche Beweglichkeit ist es dabei sehr wichtig, dass Pfr. Neuenhofer alle zwei Jahre unsere Schule besucht, um mit lebendigen Erzählungen und aktuellem Bild- und Filmmaterial unserer Vorstellungskraft auf die Sprünge zu helfen. Während die jüngeren SchülerInnen sich zuweilen mit Hilfe einer gemeinsamen Klassenlektüre in die Welt der Straßenkinder „einlesen“, kommt es im persönlichen Gespräch des oben genannten „Padre José“ mit den OberstufenschülerInnen schon zu manchem Aha-Erlebnis und einzelne Jugendliche entscheiden sich dazu, nach dreijährigem Spanisch-Unterricht und bestandenem Abitur in unserem Projekt das Freiwillige Soziale Jahr bzw. den Zivildienst zu leisten – ein prägender Entschluss, der auf Zukunft hin das Herz bewegt und dank der gelegentlichen Briefe, die wir bekommen, auch für die Schule wieder einen konkreten Brückenschlag bedeutet.

 

Als Beispiel gelungener aufbrechender Bewegung mag die symbolische Handlung des Erzbischofs von La Paz gelten, der sich alljährlich am Gründonnerstag auf der Plaza principal vor etlichen Schuhputzer-Kindern hinhockt, um an diesem Tag einmal ihnen die Schuhe zu putzen – eine moderne Variante der traditionellen Fußwaschung als Zeichen der Nächstenliebe.

Natürlich soll einerseits das Geld fließen für Arco Iris, aber es ist uns zunächst wichtig, dass trotz der räumlichen Entfernung und der extrem verschiedenen Lebenswirklichkeit die Einwohner des so reichen-armen Staates Bolivien für uns ein Gegenüber sind. Wir wollen nicht distanziert auf der Einbahnstraße des Almosengebens verbleiben, sondern möglichst solidarisch auch von der Hoffnung dieser Menschen lernen.